Was Jürnjakob Swehn dazu sagt
Wat Jürnjakob Swehn dor tau secht
Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer - Aphorismen, Sprüche und Zitate

Wat Jürnjakob tau Heimat und Meckelborg secht

»Heimat ist das Beste, was der Mensch auf Erden hat.«
 

och in Mecklenburg, gleich hinter Hornkaten, in den Lieper Bergen, wo der Sand am dünnsten ist, as hei secht, geht Jürnjakob Swehn im Juli 1868 so beim Auswandern der Ausspruch des alten Hannjürn Timmermann durch den Kopf: »Dieses Land ist dem lieben Gott man auch mäßig geglückt.« Dennoch secht Jürnjakob noch als alter Mann: Ich möchte die Heimaterde an meinen Stiefeln nicht missen. Heimat nämlich, secht hei, hält den Menschen fest wie ein starkes Seil, und keine Macht der Erde bindet mehr, als die Heimat bindet. Heimat, secht Jürnjakob, ist das Beste, was der Mensch auf Erden hat.

Mecklenburgisches Bauernhaus in Kirch JesarDer empfindsame Mensch merkt das am Heimweh, worüber Jürnjakob secht, dass das das Beste sei, was der Mensch mitnehmen könne von zu Hause.

Allerdings kommt Jürnjakob auch aus Mecklenburg, einem besonderen Land, das berühmt ist für seine Schlösser, Straßen und Schulen. Mecklenburg, secht hei, ist ein nahrhaftes Land und ein ruhiges auch. Und wir haben da einen Großherzog, und den hat Amerika nicht mal. Ne, secht Jürnjakob, lass man gut sein, Mecklenburg ist ein großes Reich.

Und die Bewohner dieses großen Reiches sind besondere Menschen. Wo so ein paar richtige Mecklenburger in der Fremde zusammen sind, secht Jürnjakob, da klönen sie auch einen Strämel von ihrem alten Lande.

Aber langsam sind sie man, das gibt auch Jürnjakob zu. Denn de Meckelborger, secht hei, sünd so: Dat Best seggen sei meist nich, und wenn sei dat doch seggen, denn is dat gewöhnlich tau lat, odder sei kamen dormit verdwas tau Platz. Inwendige Sachen behält der Norddeutsche nämlich meist für sich, secht hei.

In einer Beziehung ist der Mecklenburger aber doch Deutscher: Er schimpft gerne. Jeder Deutsche, secht Jürnjakob, muss was zu schelten haben; sonst fühlt er sich nicht gemütlich in seinem Fell. Sein inwendiger Mensch ist nun einmal so getrachtet.

Aus Jürnjakobs Erfahrungen sieht man, wie schön es ist, eine Heimat zu haben. Anders als in jenen Jahren hat man jedoch in unserer Zeit keinen Sinn für Heimat mehr. Das ist nicht modern. Das Beste müssen wir Deutsche heute also entbehren - es sei denn, unsere Wurzeln stecken im Sand oder Lehm von Mecklenburg.



Foto: mecklenburgisches Bauernhaus in Kirch Jesar



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