Was Jürnjakob Swehn dazu sagt Wat Jürnjakob Swehn dor tau secht |
|
Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer - Aphorismen, Sprüche und Zitate | |
Wat Jürnjakob tau'n Arbeiten secht»Der liebe Gott hat den Menschen den Kopf nicht dazu gegeben, dass sie ihn hängen lassen, und die Arme nicht, dass sie am Leibe dalsacken.«
»er gemeine Mann in Mecklenburg ist von Natur träge und hat einen großen Hang zum Müßiggang«, hat Suckow, Drost von Warin (wie bei Hans Wittes "Kulturbilder aus Alt-Mecklenburg", S. 175, steht) einst gesagt. Regsame unternehmende Tätigkeit gehe »unsern in Trägheit, Müßiggang und Schwelgerei so versunkenen Bauern gänzlich ab.« Und was ist mit Jürnjakob? Spielt der etwa immer nur Karten, isst Grützwurst und trinkt Rotspon? Dann kann er doch in Amerika nichts werden! Als frommem Mecklenburger Christen ist Jürnjakob nämlich nicht das Kartenspielen, sondern die Arbeit das Wichtigste am Leben - zupacken, arbeiten und sich durchbeißen. Sein Ziel war, eine eigene Farm zu besitzen. Denn, secht hei, es ist dem Menschen eingeboren, dass er eigen Hüsung haben will, und das ist was Gutes, was dem Menschen da eingeboren ist. Um das zu erreichen, braucht man allerdings einen festen Willen, weit hei, und den bekommt man durch jede ehrliche Arbeit, die von Dauer ist. Wer immer von Unterstützung lebt, secht hei, und mit gesunden Knochen anderen Leuten auf der Tasche liegt, der verkommt und wird ein Lump. Siehe, das hat ihn Land Amerika gelehrt. Das Arbeiten braucht er nicht zu lernen. Das kann er so. Aber erst als er sein "eigen Hüsung" in Iowa hatte, secht hei, hat er gemerkt, wie es schafft, wenn man weiß, für wen man arbeitet und dass der Schornstein rauchen muss. So hat Jürnjakob sich schließlich sein gutes Auskommen gesichert. Nach der Not, die er aus Mecklenburg kennt, weiß er seinen kleinen Wohlstand zu schätzen. Auch nach seinem Verstand, secht hei, ist Geld besser als kein Geld. Da könnte ruhig einer herkommen und sagen: Ich will dir viel Geld geben, wenn du dann wieder arm sein willst - siehe, ich würde das nicht eingehen, schrivt hei. Zur Arbeit gehört auch das Schwitzen, weit Jürnjakob, und auch das hat er redlich besorgt. Das frühe Aufstehen zur Erntezeit bereitet ihm auch ohne Wecker keine Schwierigkeiten. Es ist nämlich so die Gewohnheit in seinem Kopf, dass er zu dann rechtzeitig aufwacht. Und Gewohnheit, secht hei, ist das halbe Leben. Doch, as Jürnjakob secht, ein jeglicher Tag hat seine Plage. Einmal kratzte er sich dann hinter den Ohren. Als er das getan hatte, sprach er zu sich: Jürnjakob Swehn, dat Kratzen nützt hier ok nicks. Riet di man leiwer tausamen. Nur bloß nicht den Kopf hängen lassen! Dann ist man in Land Amerika verloren. Außerdem hat der liebe Gott den Menschen den Kopf nicht dazu gegeben, dass sie ihn hängen lassen, und die Arme nicht, dass sie am Leibe dalsacken. Wer vorwärts will, muss helle Augen haben, der darf nicht zu viel über den Rücken sehen, der muss sich mal gründlich über die Augen wischen und alten Staub wegwischen; denn der Mensch muss immer was Festes vor Augen haben. So spricht Jürnjakob. |
|